53
Endlich erwähnen wir noch die zahlreichen Bier-
brauereien, die Fabrikation des Sauerkrautes, der
Gänseleberpasteten und des Tabaks.
D. Handel, Aus- und Einfuhr.
Durch seine Lage zwischen zwei großen Ländern,
durch die zahlreichen Eisenbahnen, Straßen und Ka-
nüle, welche das Land durchschneiden, nimmt Elsaß-
Lothringen eine wichtige Stellung ein für den Handel-
Ausfuhrartikel sind: Tabak, Hopfen, Hanf, Wein,
Bier, Essig, Reps-, Lein- und Mohnöl, Käse, Sauer-
kraut, Gänseleberpasteten, Eisen und Eisenwaren,
Kattun, Baumwollzeuge, überhaupt alle sogenannten
Mülhauser und Markircher Artikel, Tapeten- und
Schreibpapier, Tuch, Strohhüte, chemische Produkte,
Thon- und Porzellanwaren, Glas n. f. w.
Eingeführt werden: Vieh, Getreide, französische
Weine, Branntwein und feine Liqneurs, Baumöl,
Seidenwaren, Batist, feine Leinwand, Putzwaren, Pelz-
werk, Wolle, feine Tücher, Steinkohlen, Kolonialwaren,
wie Zucker, Kaffee, Gewürze, Farbhölzer u. s. w.
s 16.
"gtfocli, Einteilung u. Kcrnptorte des Lcrndes.
A. Volk.
Die Einwohner von Elsaß-Lothringen stammen
teils von keltischen, teils von deutschen Völkern ab
und sprechen drei verschiedene Sprachen: die deutsche
(allemannischer Dialekt), die französische und die Pa-
toissprache, welch letztere ein Gemisch von keltischen,
lateinischen, deutschen und französischen Wörtern ist.
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Krieg mit China. Japan.
merpalastes Hier-frags*) und Besetzung der nördlichen Vorstädte und Thore der Hauptstadt, worauf unter Vermittelung des russischen Gesandten Jgnatiew, am 24. October eine Zusatzübereinkunft zu dem Friedensvertrage von Tien-tsin abgeschlossen und die Ratification sofort ausgewechselt wurde.
Während China von einem inneren, durch die Händel mit England beförderten Zersetzungsproceß zu neuem Leben vorbereitet wird, ist auch Japan, dieses räthselhaste Reich, das seit mehr als zwei Jahrhunderten den Europäern eifersüchtig seine Grenzen
*) Nichts gleicht der Pracht dieses Palastes. Der Eingang zur Empfangshalle ist mit Marmor gepflastert, Wände und Decken sind mit Gold, Himmelblau und Scharlach in dem prachtvollsten Styl gemalt. Der Thron des Kaisers ist aus dem schönsten dunkeln Holze geschnitzt, die Polster sind mit goldenen Drachen bestickt und zogen die allgemeine Bewunderung auf sich. Eine goldene Krücke, deren sich der Kaiser bedient zu haben scheint, fand sich gleichfalls vor. Die inneren Zimmer und Salons waren prachtvoll ausgestattet. Rollen von Seidenzeug, Satin und Krepp, alle von glänzender Arbeit waren von den französischen Soldaten bereits' wüst durch einander geworfen worden. Geschirr aus Jaspis und Porzellan von großem Werthe fand man vor und darunter auch manches Sevresgeschirr aus Ludwig Xiv. Zeit, das die Augen von Curiositätensammlern höchlich erfreut hätte; ein Staatsschwert mit dem englischen Wappen und mit Steinen besetzt, offenbar von hohem Alter, wurde Gegenstand vielen Nachdenkens. Die ungeheure Menge von Beute aller Art machte es fast unmöglich, das zu berechnen, was die Franzosen forttrugen. Einigen Begriff von der Menge von Seiden-Borrath kann man sich machen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Geflügel, alte Töpfe und allerlei Gegenstände in die kostbarsten Satins gewickelt wurden. Alle Frauen waren verschwunden, doch liefen ihre kleinen japanesischen Hunde, die den Pinschern König Karls gleichen, in trübseliger Stimmung umher. Bei der Plünderung des kaiserlichen Sommer-Palastes, wobei sich die Franzosen, zum großen Aerger der Engländer, den besten Theil vorbehielten, fiel eine große Menge Juwelen, Uhren u. dgl. in die Hände der ersteren, von denen man sie später zu Spottpreisen kaufen konnte. Es gab gemeine Soldaten, die ihren Antheil für 20—30,000 Fr. verschacherten. Die Offiziere, vom General angefangen, sollen sich ebenfalls sehr bereichert haben. Ein Tagesbefehl des britischen Oberbefehlshabers sprach hierauf den Wunsch aus, daß alle von i>en Offizieren und Soldaten erbeuteten Gegenstände zum Besten der Armee versteigert werden sollten. Allen wurde gestattet, jene Artikel, die sie selber erbeutet, einer Schätzung zu unterwerfen, und ihnen die Wahl gelassen, dieselben entweder zu behalten oder wegzugeben. Auf solche Art kamen 200,000 Thlr. zusammen. Der Oberbefehlshaber und die englischen Generale verzichteten aus ihren Antheil; ersterem machte die Armee einen goldenen Krug von großem Werthe zum Geschenk. Der Anblick, welchen die Versteigerung darbot, die im Tempel Kama-Siri abgehalten wurde, soll einzig in seiner Art gewesen jein und würde noch größeres Interesse dargeboten haben, wenn die Franzosen nicht schon früher drei Viertel der Kostbarkeiten, mit denen der Palast angefüllt war, weggeschleppt owr zerstört hätten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Karls
Extrahierte Ortsnamen: China Japan China England Japan Ludwig_Xiv Karls
Victoria. Opiumhandel.
183
lich von dem Borwurf nicht freizusprechen, daß sie hier und da die Verwirrung und Schwäche in den ihrem Einfluß unterworfenen Staaten absichtlich erhielt, um diesen Einfluß um so sicherer auszuüben.
Während die englische Herrschaft in allen Colonien sich befestigte, wurde dieselbe in Ostindien immer weiter ausgedehnt. Alle Streitigkeiten zwischen den indischen Fürsten wurden von der englisch-ostindischen Compagnie klug benutzt, um zuerst durch Einmischung, sodann durch Unterdrückung beider streitenden Parteien ihre Macht zu erweitern. — Nicht minder glücklich hat ein Kamps geendet, welchen England gegen das bisher allen Europäern unzugängliche „Reich der Mitte", China, geführt hat. Die ostindische Compagnie hatte nämlich alten Handelsverkehr mit einigen chinesischen Häfen. Im Jahre 1836 aber erließ die chinesische Regierung ein Verbot gegen den Opiumhandel und nahm in Folge davon englischen Kaufleuten 20,000 Kisten Opium im Werth von vier Millionen Pfund Sterling (30 Millionen Thaler) weg. Dies führte einen Krieg zwischen England und China herbei. Die Engländer eroberten eine bedeutende Handelsstadt und schickten sich schon an, die Hauptstadt Nanking zu nehmen, da schlossen die Chinesen, deren Kriegskunst bei allem Muth und aller Ausdauer der europäischen nicht gewachsen war, einen Frieden, in welchem sie die Insel Hong-Kong abtreten, eine Entschädigung von 21 Millionen Dollars zahlen und fünf chinesische Häfen dem Verkehr der englischen Schiffe eröffnen. sollten. Dieser Erfolg kam indeß den Engländern nicht allein zu gute. China mußte auch mit andern Nationen Handelsverträge errichten; 1844 mit Nordamerika; 1845 mit Frankreich, welches besonders das Interesse seiner Missionäre ins Auge faßte, später mit Spanien, Portugal, Belgien u. f. w. Indeß versuchte England, welches das dringendste Interesse (wegen seines ungeheuren Theebedarfs) hat, feinen Handelswaaren, besonders feinem Opium Eingang zu verschaffen, sich auch nach dem Innern des Reiches Wege zu eröffnen, wogegen China den Bestimmungen des Friedens von Nanking zuwider, Cauton den Engländern nicht öffnete.
Darum setzte sich England im Mai 1847 mit Gewalt in den Besitz einer Räumlichkeit in der Nähe von Canton zur Gründung von Waaren- und Wohnhäusern und nährte gelegentlich Zwistigkeiten mit den allerdings übelwollenden chinesischen Behörden, Jbts es endlich 1856 zu einem offenen Bruche kam.
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien China England China Nanking China Nordamerika Frankreich Spanien Portugal Belgien England China Nanking England
• Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzziige.
geschickte griechische Seidenweber nach Palermo und ließ seinen Unterthanen darin Unterricht ertheilen. Nun wurden hier köstliche Seidenzeuge mit den glänzendsten Farben und den schönsten Goldstickereien verfertigt und durch Europa geschickt. Der davon gezogene Vortheil lockte auch andere italienische Städte, dergleichen Webereien anzulegen. Lucca, Florenz, Mailand, Bologna, Venedig u. ct. wurden darin vorzüglich thätig. Erst im 17. Jahrhundert wurden Seidenfabriken auch in Frankreich angelegt und von da nach Deutschland und andern Ländern verpflanzt.
b) Die Färbereien der Morgenländer übertreffen noch jetzt zum Theil die mistigen. Durch die Kreuzzüge wurde eine bessere Art zu färben im Abendlande bekannt und Safran, Indigo und Alaun wurden erst durch die Kreuzfahrer hierher gebracht.
c) Noch wichtiger war die Verpflanzung des Zuckerrohrs aus Asien nach dem Abendlande. Früherhin kannte man' es in Europa nicht; bei Tripolis lernten es die Kreuzfahrer zuerst kennen, und noch ehe die ersten 50 Jahre nach der Eroberung Jerusalems vergangen waren, hatten es die Sicilianer schon in Menge angebaut; von Sicilien kam es späterhin nach Madeira und nach der Entdeckung von Amerika nach Brasilien und Westindien, von wo Europa mit Rohrzucker versorgt wurde,- bis dieser in neuerer Zeit durch den einheimischen Rübenzucker ersetzt worden ist.
5) Die Wissenschaften gewannen durch die Kreuzzüge. Zwar waren bei den mehrmaligen großen Feuersbrünsten, welche durch Schuld der Kreuzfahrer in Eonstantinopel angerichtet, wurden, die herrlichsten Bibliotheken und darin viele treffliche Werke des Alterthums unwiederbringlich verbrannt; aber dieser Schade wurde dadurch einigermaßen ersetzt, daß die Geistlichen, welche die Kreuzfahrer begleiteten, die übriggebliebenen Werke kennen lernten, Liebe dafür gewannen und ihre Kenntniß nach ihrer Rückkunft ihren Landsleuten mittheilten. — Auch die Geographie gewann durch die Kreuzzüge; denn sie eröffneten den Abendländern erst das Morgenland, von dem sie bisher fast gar nichts gewußt hatten. Seit dieser Zeit reisten europäische Kaufleute durch alle Länder Asiens, und fromme Missionare suchten in den entferntesten Gegenden dieses Erdtheils die christliche Lehre auszubreiten. *) Auch fing man erst nach den Kreuzzügen an, Landkarten
*) Keiner dieser Reisenden ist weiter gekommen und-daher berühmter geworden, als Marco Polo aus Venedig, der 1270 nach Asien ging und hier 26 Jahre
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Extrahierte Personennamen: Marco_Polo
Extrahierte Ortsnamen: Palermo Europa Lucca Florenz Mailand Bologna Venedig Frankreich Deutschland Asien Europa Sicilien Amerika Brasilien Westindien Europa Eonstantinopel Asiens Venedig Asien
Entdeckungen.
297
Vor Maximilian hatte es noch keine Post gegeben. Wollte man entfernten Freunden und Verwandten von sich Nachxicht geben, so mußte man mit vielen Kosten einen Boten schicken. Nur einige Handelsstädte hielten sich solche Boten, die regelmäßig an gewissen Tagen abgingen und sür schweres Geld auch wohl für Andere Briefe und Packete mitnahmen. Aber wie weitläufig war das nicht! In Frankreich hatte man schon etwas früher, unter Ludwig Xiv den Anfang dazu gemacht. Da that ein deutscher Edelmann, Franz von Taxis, dem Kaiser Maximilian den Vorschlag, zwischen Wien und Brüssel (damals der Hauptstadt der Niederlande) eine reitende Post anzulegen. Der Kaiser fand das sehr vernünftig und ernannte den Taxis zum Generalpostmeister. Dies war der erste Anfang. Alle Fürsten sahen den großen Vortheil des Postwesens ein, und Taxis hatte von der Einrichtung einen bedeutenden Gewinn. Daher legte er mit Erlaubniß des Kaisers noch mehrere Posten an; ja er brachte es dahin, daß der Kaiser den Befehl ertheilte, daß keine Posten außer denen des Taxis geduldet werden und das Generalpostmeisteramt bei der Familie erblich verbleiben sollte. Die Familie Taxis wurde nun immer reicher und stieg endlich bis zur fürstlichen Würde empor. Indessen richteten späterhin die größten deutschen Fürsten eigene Posten in ihren Ländern ein und fanden sich darüber mit dem Fürsten Taxis ab, so daß dieser nur noch in manchen Gegenden Deutschlands eigene Posten hatte. Durch die Umgestaltung Deutschlands in unsern Tagen hat sich auch hierin vieles geändert.
Unter Maximilians Regierung ereignete sich die große Begebenheit, die man die Reformation nennt, und die mit Recht eine neue Periode eröffnet. Doch muß erst Einiges über die wichtigen Entdeckungen im 15. Jahrhundert gesagt werden.
80. Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, I486, und von Amerika, 1492.
Ostindien, oder, wie es sonst schlechthin genannt wurde, Indien, bringt so viele köstliche Produkte hervor, daß sie von jeher von uns Abendländern eifrig gesucht wurden. Gewürze, Elfenbein, Gold und Edelsteine, die feinste Wolle und Baumwolle und unzählige andere Dinge wurden von dorther nach Europa gebracht. Aber man kannte keinen Weg dahin zu Wasser; denn
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Ludwig_Xiv Ludwig Franz_von_Taxis Franz Maximilian Maximilian Maximilians
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Wien Niederlande Deutschlands Deutschlands Maximilians Amerika Ostindien Indien Europa
6
Mittlere Geschichte. 1. Periode. Griechen.
bis mit der Zeit die Nachfrage darnach immer stärker wurde und endlich auch eitle Männer sich seidene Kleider zulegten. Sie waren aber noch so theuer, daß man sie mit Gold aufwog; kein Wunder, wenn man den ungeheuer weiten Weg bedenkt, den die Karavanen von China bis nach Phönicien zurücklegen mußten; denn die thätigen Phönicier waren es wieder, die den Seidenhandel an sich gerissen hatten. Da nun nach der Seide, als Modeartikel, so viel Nachfrage war und manche Familien wohl verarmten, weil sie der Lust, seidene Kleider zu kaufen, nicht hatten widerstehen können, so dachte Justiuian darüber nach, wie er wohl die Seide auf eine wohlfeilere Weise nach Europa schaffen könnte, als' sich bei ihm zwei Leute melden ließen, die ihm ein wichtiges Geheimniß zu entdecken hätten. Er ließ sie vor. .Es waren Mönche, die aus China*) kamen, wohin sie eine Reise gemacht hatten, um die Chinesen zum Christenthnme zu bekehren. Beiläufig hatten sie auch die Seidenwürmer bemerkt, die Bereitung der Seide beobachtet, und jetzt kamen sie, dem Kaiser den Vorschlag zu machen: sie noch einmal Hinreisen zu lassen, um zu versuchen, ob sie nicht einige Eierchen der Raupe nach Europa bringen könnten. Jnstinian munterte sie natürlich dazu auf und gab ihnen Reisegeld mit. Wirklich glückte es auch den verschmitzten Mönchen, eine Menge Eierchen in ihren hohlen Reisestäben zu verbergen und damit unversehrt zurückzukommen. Die kostbare Brut wurde glücklich erhalten; man gewann Cocons, und Jnstinian ließ sogleich die Seidenbereitung in Constantinopel, dann in einigen Städten Griechenlands einrichten. Dadurch wurde der Grund zu den vielen Seiden-manusacturen gelegt, die wir jetzt in Europa finden.**)
Noch ist Einiges von Jnstinians Frau, der Kaiserin Theodora, zu erzählen. Sie war von niederer Geburt, früh des Vaters, eines Aufsehers über die zu den Wettspielen bestimmten Bären, beraubt worden und hatte sich mit ihren Schwestern als Schauspielerin ernährt. Schon an sich war damals dieser Stand ganz verachtet; obendrein aber spielte sie die Rolle eines Possenreißers und brauchte nur aufzutreten, um das ganze Hans von lautem Gelächter wiederhallen zu machen. Dabei war sie aber ans-
*) Man vermuthet, daß es dieses Land gewesen sei; doch nehmen Einige Indien dafür an.
'**) Doch blieb die Bereitung der Seide in Europa bis in das 12. Jahrhundert auf Griechenland beschränkt. Dann erst ist sie in Italien, Spanien, Frankreich u. s. w. eingeführt worden. (Siehe Abschnitt 64, Erfolge der Kreuzzüge.)
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Extrahierte Personennamen: Jnstinian Theodora
Extrahierte Ortsnamen: China Europa Europa Constantinopel Griechenlands Europa Indien Europa Griechenland Italien Spanien Frankreich
Folgen der Kreuzzüge.
143
wurden. Ueber diese großen Erfolge wurden die Genueser eifersüchtig und fingen mit ihnen einen langen und hartnäckigen Krieg an. Am Ende erhielten die Genueser von dem griechischen Kaiser die Vorstadt Pera bei Constantinopel eingeräumt; die Venetianer wurden dagegen aus Constantinopel vertrieben, behielten aber doch das Recht, für Miethsgeld hier Wohnungen zu suchen. Eben so setzten sich auch die Genueser am schwarzen Meere fest und wurden hier bald mächtiger als die Venetianer, die sich aber wenigstens nicht ganz verdrängen ließen. So wie diese in Asow ihre Niederlassung hatten, so setzten sich die Genueser in der Krimm in Ca ff a fest, wo das Pelzwerk des Nordens und die seidenen und baumwollenen Gewänder der Perser, so wie die Südfrüchte und Gewürze Indiens zusammentrafen. Die letzteren wurden aber in noch größerer Menge nach Aegypten gebracht, von hier durch die thätigen Venetianer abgeholt und durch sie über ganz Europa verbreitet. Eben so schlossen Venedig, Pisa und Genua mit den sarazenischen Fürsten Nordafrikas Handelsbündnisse: mit Tunis, Tripolis und anderen. Ueberall, wie hier, arbeiteten alle drei einander neidisch entgegen. Die Folge davon war, daß Pisa zuerst, späterhin Genua unterlag. Venedig blieb Sieger bis in die Zeit, wo die Entdeckung neuer Handelswege auch ihm den Vortheil, der Vermittler zwischen Europa, Asien und Afrika zu sein, aus den Händen wand.
Aber auch der Landhandel wurde durch die Kreuzzüge recht blühend. Da der betretenste Weg der Kreuzfahrer längs der Donau nach Constantinopel ging und durch die fast ununterbrochenen Züge ein sehr lebhafter Verkehr entstand, so gewannen zunächst die Städte an der Donau dabei, vor allen Wien und Regensburg, die großen Reichthum dadurch erwarben. Auch traten diese Städte in unmittelbaren Verkehr mit Venedig und holten von hier Gewürze und andere Waaren, welche die Venetianer bei sich aufgehäuft halten. Auch Augsburg, Nürnberg, Erfurt, Mainz, Cöln zogen diesen Landhandel an sich, und in den Niederlanden machten Brügge, Antwerpen und Brüssel die ansehnlichsten Geschäfte.
4) Wie viele Kunstfertigkeiten verdankte das Abendland nicht den Kreuzzügen! Wer kann sie hier alle nennen? Nur von den vorzüglichsten mag hier die Rede sein.
a) Die Seidenwebereien blühten seit Justinians Zeiten im griechischen Reiche. Als nun König Roger Ii. von Sicilien 1148 einen Theil von Griechenland eroberte, schickte er mehrere
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Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Constantinopel Ca Indiens Europa Genua Tunis Tripolis Genua Europa Asien Afrika Donau Constantinopel Donau Regensburg Nürnberg Erfurt Mainz Antwerpen Sicilien Griechenland
20 Alte Geschichte. 1. Periode. Aegypter. Obelisken.
samirer nahmen dann die Eingeweide heraus, füllten den Leib mit Specereien aus, nähten ihn zu, salbten ihn 30 Tage lang mit Cedernöl und legten ihn zunächst noch 70 Tage lang in Salpeter. Sodann wurde er rein abgewaschen, mit langen Binden weißer Leinwand (Byssus) umwunden, und zuletzt noch mit Gummi und andern Salben überstrichen. So'konnte er nicht verwesen. Man legte ihn in einen dem Körper genau anpassenden Sarg, der oben die Gestalt des Kopfes hatte, zog über das Gesicht eine Art lederner Kappe, ans welche das Gesicht des Verstorbenen schön, zuweilen mit Gold, gemalt wurde, und setzte ihn nun bei. Oft behielt man die so vor der Verwesung bewahrten Todten bei sich, und hatte auf diese Art den süßen Trost, diejenigen um sich zu wissen, die im Leben der Familie theuer gewesen waren. Man nahm sie auch wohl zu Mahlzeiten mit sich, setzte ihnen Essen vor, und Einer pflegte dem Andern zu sagen: „Iß, trink und sei fröhlich, aber bedenke, daß du auch bald so sein wirst wie dieser." — So umständlich und kostbar, wie eben beschrieben ist, wurden freilich nicht alle Todte einbalfamirt, alle jedoch wurden durch Salzwasser vor der Fäulniß bewahrt. Viele solcher Mumien hat man noch übrig,*) viele schlummern gewiß noch in den bis jetzt uneröffneten Grabhöhlen bei Theben und anderwärts. Das Fleisch ist bis jetzt bei einigen ganz schwarz und so von dem Gummi und Erdharz durchdrungen, daß es damit gleichsam eine Masse ausmacht und steinhart ist; andere sind braun und die Haut fühlt sich wie Leder an.
Andere Ueberreste des ägyptischen Kunstfleißes sind die Obelisken. Es sind vierseitige, schlank in die Höhe steigende, oben pyramidalisch endigende Spitzsäulen, aus einem einzigen Steine von Granit gehauen und von verschiedener Höhe. Man hat sie von 50 bis 180 Fuß Höhe, also höchstens wie ein mäßiger Stadtthurm. Was sie aber vorzüglich merkwürdig macht, ist, daß diese großen Spitzsäulen aus den Steinbrüchen, in denen man sie aus den Felsen losmeißelte und sorgfältig abglättete, bis zu der Stelle, an der man sie aufstellen wollte, hingeschafft werden mußten. Man grub dazu einen Kanal aus den nach Osten gelegenen Steinbrüchen,
*) Ein eigenthümliches Gefühl erregt es, wenn man hört, daß eine Zwiebel, welche eine Mumie in der Hand hielt, zum Treiben gebracht worden ist. Auch hat man Weizenpflanzen aus Samenkörnern gezogen, die in einem Mumiensarge gefunden worden waren.
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52
Gegenden dem Boden entsteigenden ungesunden Dünste,
welche die Luft verpesten und namentlich in der
Campagna di Roma bösartige Fieber erzeugen.
Gebirge. — Die Gebirge Italiens sind, wie
schon angedeutet, die Alpen im N. und die Apeuninen
welche das Land von N. nach S. durchziehen. Die
größte Breite und Höhe erreicht der Apennin ungefähr
in der Mitte seiuer Länge, wo er in mehreren Ketten
und Gruppen das Hochland der Abruzzen bildet, und
dort im Gran Sasfo d'jtalia zu 2995 M. emporragt.
Flüsse. — Zum adriatischen Meere fließen:
Die Etsch, welche in den Tyroler Alpen entspringt;
der Po, der bedeutendste Fluß Italiens, welcher seine
Quellen in den cottischen Alpen hat.
Seine größten Zuflüsse sind links:
Der Te s si n o durch den Lago Maggiore, die A d d a
durch den Comersee und der M i n c i o, Abfluß des
Gardasees.
Zum tyrrheuischen Meere:
Der Arno und der Tiber, welche beide von den
Apenninen kommen.
Produkte. — Das Mineralreich liefert vor-
züglich Marmor, Eisen und Schwefel; das Pflanzen-
reich, Getreide, Mais, Reis, Baumwolle, Korkeichen,
Lorbeerbäume und Südfrüchte aller Art. Auch die
Seidenzucht wird stark betrieben, besonders berühmt
ist die piemontesische Seide.
Italien, welches vormals in mehrere Staaten zerfiel,
bildet seit 1871 ein einziges Königreich, mit 69 Pro-
vinzen (Verwaltungs-Bezirken).
Städte. — Rom (244,000 E.), am Tiber, seit
1871 Hauptstadt von Italien, Residenz des Papstes.
Unter den zahlreichen Denkmälern und Prachtgebäuden
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Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Gran_Sasfo Italiens Italien Rom Italien
71
den Sklaven-See, und nimmt rechts den Abfluß des
großen Bären-See's auf.
Die Hauptabdachung geht nach O., S.-O. oder S.
zum atlantischen Oeean.
Nord-Amerika zeichnet sich besonders durch eine
Reihe großer, zusammenhängender Seen aus. Der
Winip e g-S ee hat mehrere Abflüsse in die Hud-
sonbai. Der Obere-, Michigan-, Huron-,
Erie- und Outario-See haben einen gemein-
samen Abfluß, den L o r e n z st r o m , welcher sich in
den gleichnamigen Golf am atlantischen Ocean ergießt.
Der Verbindungsfluß zwischen Erie und Outario ist
der Niagara, welcher den berühmten Wasserfall
bildet.
Zum Golf von Mexiko fließt der Mississippi, mit
seinen großen Nebenflüssen: Missouri, Arkansas und
Red River (rother Fluß), rechts; Illinois (Illinois)
und Ohio (Oheio), links.
Zum atlantischen Ocean, die südamerikanischen
Flüsse:
1) Der Orinoko.
2) Der 5710 Kilom. lange Amazonen ström
oder Maranon.
3) Der Rio de la Plata.
Produkte. — Fast alle europäischen Hausthiere,
unsere Obst- und Getreidearten, Hanf, Flachs, Zucker
und Kaffee sind von Europa und andern Erdtheilen
nach Amerika verpflanzt worden.
Zu den einheimischen Produkten zählt man :
a) Im Thierreich: den Jaguar, den Puma oder
amerikanischen Löwen, den Alligator oder Kaiman,
die Klapperschlange, das Elennthier,. das Faulthier,
den Biber, den Bison, das Lama n. s. w.
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